Himmelfahrt oder: Die Gratwanderung des Blumenschenkens
Ja, ist es denn schon wieder so weit?
40 Tage nach Ostern feiern wir Christi Himmelfahrt – zumindest die Hälfte von uns. Laut einer Umfrage im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur verbindet jeder zweite Deutsche den kirchlichen Feiertag mit dem – meist nicht ganz so frommen – Vatertag. Jeder 20. Deutsche hält Himmelfahrt für eine Luftfahrtschau.
Die Bedeutung von Christi Himmelfahrt…
…ist recht komplex und nicht mit wenigen Worten erklärt. Die Herkunft jedoch lässt sich wie folgt kurz zusammenfassen: Nach der Auferstehung am Ostersonntag hat Jesus 39 Tage unter seinen Jüngern verbracht und sie über das Reich Gottes gelehrt. Am 40. Tag ist er in den Himmel aufgestiegen, um seinen Platz zur Rechten Gottes einzunehmen.
Bereits seit dem 4. Jahrhundert gilt Christi Himmelfahrt als eigenständiger Feiertag.
Vatertag
Der Vatertag, wie er nach heutigem Brauchtum gefeiert wird, existiert in Deutschland erst seit weniger als 100 Jahren. Seinen Ursprung allerdings vermutet man bereits im Mittelalter: Kulturwissenschaftler führen die Wurzeln des Vatertagsbrauchs auf die Flurprozessionen zurück, die traditionell an Himmelfahrt durchgeführt wurden. Dabei wurde die Flur, ein abgestecktes Stück Land, abgeschritten, Land und Ernte wurden gesegnet und Grundstücksgrenzen neu abgesteckt. Schon damals haben die umherschreitenden Herren entdeckt, dass sich so ein frühsommerlicher Ausflug in die Flur mit Alkohol im Gepäck noch wesentlich vergnüglicher gestaltet. Ledigen Frauen war die Teilnahme übrigens erlaubt, nur Ehefrauen mussten daheim bleiben und Haus und Kinder hüten.
Im späten 19. Jahrhundert entwickelten diese feucht-fröhlichen Flurprozessionen – die zu der Zeit von der Kirche schon längst nicht mehr geschätzt wurden – zu den bis heute zelebrierten „Herrenpartien“ und „Schinkentouren“. Mit Einführung des Muttertages ist aus „Herrenpartie“ oder „Herrentag“ schließlich der Vatertag entstanden.
Eine Frage des Alters?
Wo das Herumziehen und Betrinken unter jüngeren Vätern (und vor allem Nicht-Vätern) sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut, verbringen erfahrene Väter den freien Tag heutzutage oft eher im Kreis ihrer Familie. Vielerorts wird der Vatertag ähnlich wie der Muttertag mit dem traditionellen Frühstück am Bett und Geschenken gefeiert.
Übrigens: Sollte man auf die Idee kommen, seinen Vater zum Vatertag mit einem Strauß Blumen überraschen zu wollen, ist Vorsicht geboten; gemäß dem Blumen-Knigge dürfen Blumensträuße für Männer keine weißen Blumen enthalten, müssen immer aus einer ungeraden Anzahl an Blumen bestehen (keine 13!) und müssen (quasi als florales Ebenbild des Mannes) möglichst große, starke Blüten enthalten.
Unser Tipp: eine fleischfressende Pflanze in maskulinem Übertopf wäre einen Versuch wert.